Mehr Wärme pumpen

Auf dem Wärmepumpengipfel von Bundeswirtschaftsminister Habeck und Bundesbauministerin Geywitz ist ein Eckpunktepapier abgesegnet worden, das Weg und Maßnahmen aufzeigt, ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, um bis 2030 rund 6 Millionen davon zu erreichen.

Drei Handlungsfelder sind hierfür zu beackern:
1) die Produktionssteigerung, 2) der Fachkräftemangel und 3) die Einbindung der Wohnungswirtschaft.

Um überhaupt die nötigen Produkte zur Verfügung zu haben, müssen Deutschland und Europa ihre Fertigungskapazitäten steigern, dies u.a. mithilfe eigener Herstellung von Verdichtern, Halbleitern sowie Steuerungs- und Regelungstechnik. Ansätze könnten auch freiwerdende Kapazitäten aus schrumpfenden Industrien liefern. Das Entwicklungs-Know-how kann aus heimischen Forschungseinrichtungen kommen, sofern die Zusammenarbeit intensiviert wird. Das BMWK will beide Aspekte über die „Europäische Plattform für Transformationstechnologien“ sowie den Förderaufruf „Klimaneutrale Wärme und Kälte“ beflügeln. Umweltverträgliche Kältemittel werden aber noch einige Jahre auf sich warten lassen, ihre Entwicklung muss parallel verlaufen, ohne den Produktionshochlauf zu bremsen.

Fachkräfte fehlen derzeit besonders im Handwerk. Dort soll nun ein neuer Fortbildungsabschluss „Geprüfte/r Berufsspezialist/in Wärmepumpe“ der ersten beruflichen Fortbildungsstufe (§ 42 b HwO) die Interessierten anlocken, z.B. aus der Automobilindustrie, ähnlich dem bereits angebotenen Ausbildungsberuf „Elektroniker(in) für Gebäudesystemintegration“. Hier will das BMWK das „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ unterstützen. Damit das Installieren vor Ort rund läuft, haben die Zentralverbände des SHK-Handwerks und der Elektrotechnik Schritte unternommen, um die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern. Sie orientieren sich dabei an der „Checkliste Wärmepumpe SHK & Elektrohandwerk“ sowie dem „Installationsprozess Photovoltaik zwischen Elektro- & Dachdeckerhandwerk“. In einer eigenen Wärmepumpen-Info-Kampagne sollen ab 2023 Best-Practice-Ansätze und Forschungsergebnisse verbreitet werden, mit Schwerpunkt auf Fortschritten im Bestand.

Dort will auch die Wohnungswirtschaft ansetzen und im 1. Halbjahr 2023 einen Leitfaden für Wärmepumpen in Mehrfamilienbestandsgebäuden veröffentlichen. Außerdem sind Rahmenvereinbarungen mit Wärmepumpenherstellern im Gespräch, um Wärmepumpen zu entwickeln, die den Bedarfen großer Gebäude entsprechen. Flankiert wird dies voraussichtlich durch einen Bonus für die serielle Sanierung im Rahmen der BEG-Förderung sowie neue Finanzierungsmodelle, die der Wärmepumpe in Gebäuden mit mehreren Eigentümern zum Durchbruch verhelfen. Ende Januar 2023 sollen Ergebnisse und ein Fahrplan für das weitere Handeln vorliegen.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) wird gezielt Unternehmen unterstützen, die Plug&Play-Lösungen für Wärmepumpen in Mehr- und Einfamilienhäuser entwickeln. Diese sollen in Pilotprojekten eingesetzt und dann in Kleinserien ausgerollt werden, um Wärmepumpen als standardisierte Baukastenlösung in die serielle Sanierung zu integrieren.

Das klingt alles sehr gut – solange man nicht über den Tellerrand blickt und dort die Widersprüche zu den aktuellen „Trends“ sieht, wie die Deutsche Umwelthilfe es tut. Die frierenden Deutschen freuen sich, wenn sie noch eine Ölheizung haben, und hoffen, dass man die Gasheizung bald wieder bezahlen kann. Die DUH führt dies auf „massive Versäumnisse in der Gebäudepolitik“ zurück. Zwar versuche die Bundesregierung mit dem 65-Prozent-Kriterium für Erneuerbare Energien in der Wärmeversorgung eine Wende einzuleiten. Doch, so die DUH, werden Anreize für den Ausbau erneuerbarer Technologien allein nicht genügen, die Klimaziele für den Gebäudesektor bis 2030 zu erreichen. Die Regierung müsse stringentere Vorgaben machen, vergleichbar dem ab 2024 greifenden Verbot, beim Heizungswechsel bei den Fossilen zu bleiben. Ebenso müsste sie Wärmepumpen und erneuerbaren Wärmenetzen klar Vorrang erteilen, statt die Bürger mit einem „bunten Blumenstrauß an Technologieoptionen“ vom Ziel abzulenken. Besonders schädlich seien Ausnahme- und Härtefallregelungen, die die Wärmewende weiter hinausschieben und die fossile Abhängigkeit im Wärmesektor verlängern werden.

Die DUH-Stellungnahme zum 65-Prozent-Kriterium finden Sie unter: https://l.duh.de/p221116a