Beitrag: Mehr PV und Wind – doch wo?

Die deutschen Klimaziele lassen sich erreichen … sofern für Windkraft 2 % und für PV 1 % der Landesfläche ausgewiesen werden. So weit, so einig. Nur wenn es an die Flächenauswahl geht, ziehen alle die NIMBY-Karte: Kraftwerke? Nicht hier!

Agora Energiewende und das Reiner Lemoine-Institut wollen die Debatte um Bebauung, Artenschutz und energetische Nutzung nun mit einem online-Tool versachlichen: Der PV- und Windflächenrechner visualisiert auf Basis öffentlich zugänglicher Geodaten deutschlandweit noch ungenutzte Areale, die sich grundsätzlich für PV-Freiflächen- und Windenergie eignen. Mit einem detaillierten Menü können die User die Flächenanalyse für Ihr Vorhaben modifizieren: Der Menüpunkt „Potenzialfläche beeinflussen“ erlaubt z.B., die Randbedingungen für die Planfläche einzustellen. So lassen sich auch Abstände von Windkraftanlagen zu Siedlungen oder der Schutzgrad der Gebiete variieren, was wiederum die Größe der bereitstehenden Fläche bestimmt. Fasst man die Kriterien weiter, werden mehr Potenzialflächen angezeigt als für die Klimaziele nötig. Dies eröffnet Raum für Kompromisse. Ein Säulendiagramm prognostiziert schließlich, welcher Stromertrag pro Jahr zu erwarten ist. Die Karten lassen sich sehr weit einzoomen, doch wäre es wünschenswert, dass sie auch einen Maßstab einblenden.
Ein Dauerärgernis, den Zielkonflikt zwischen Windenergie und Artenschutz, nennt Agora-Direktor Patrick Graichen einen „Scheinkonflikt“, sei es doch allen klar, dass die Klimakrise den „größten denkbare Angriff auf den Artenschutz“ darstelle. Der Konflikt ließ sich lösen, würden statt standortbezogener Einzelfallprüfungen ein flächenbasierter Populationsschutz verfolgt. In einer separaten Analyse bewertet Agora Energiewende die hierzu vorliegenden Konzepte und leitet Handlungsvorschläge für die ersten 100 Tage der neuen Regierung ab.

Graichen wirbt für den Rechner, denn er zeige dass „wir haben mehr als genug Platz für erneuerbare Energien“ haben. „Die Verdreifachung des Erneuerbaren-Ausbaus für ein klimaneutrales Deutschland ist keine Flächenfrage, sondern vor allem eine des politischen Willens.“