Beitrag: Keine Angst vor der Dunkelflaute

Die Klimaexperten sind sich einig: Der Kohleausstieg muss früher erfolgen als geplant. Die Skeptiker fragen, woher der Strom dann kommen soll, zumal EE-Kraftwerke dem Wetter unterworfen sind. Der eingeführte (Kampf-)Begriff für den Ausfall erneuerbarer Stromquellen, z.B. die windfreie Nacht, lautet Dunkelflaute.

Ob Deutschland eine solche durchfahren kann, hat das Science Media Center Köln in mehreren Simulationen mittels eines interaktiven Tools untersucht. Dafür wurde ein möglicher künftiger Kraftwerkspark des Jahres 2030 in die Situation des 24. Januar 2017 versetzt, dem Tag mit dem niedrigsten Aufkommen von Wind- und PV-Strom zwischen 2015 und 2020. In diesem Zeitraum wurden übrigens nur 3 Dunkelflauten identifiziert, die die 8-Tage-Grenze erreichten. Diesen Stresstest für den vorgezogenen Kohleausstieg gestalteten die Wissenschaftler entlang zweier bekannter Szenarien: „Klimaneutrales Deutschland 2045“ von Prognos, Agora, Öko- und Wuppertal-Institut sowie „Wege zu einem Klimaneutralen Deutschland“ vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE, Referenzszenario 65/100. Beide Szenarien nehmen für 2030 einen Rest Kohlestrom an. Im Fraunhofer-Szenario ersetzen vor allem Gaskraftwerke die Kohlemeiler, im Prognos-Szenario wird die entsprechende Strommenge importiert. Beide Szenarien decken den simulierten Strombedarf auch bei großen Flauten.
Sie unterscheiden sich vor allem aber in den Annahmen zum Zubau der EE-Kraftwerke und zum künftigen Strombedarf. Streicht man in der Simulation vollständig deckt das Prognos-Szenario eine Schwachstelle unserer Pläne auf: Hier ändern sich die Ergebnisse erheblich und Ende Januar entsteht eine Stromlücke von bis zu 10 GW.
Fazit des SCM: Die Strombilanz erlaubt einen Kohleausstieg 2030, aber nur, wenn deutlich mehr Wind-, PV- und (!) und steuerbare Gaskraftwerke als Back-Up gebaut werden. Um dennoch das Klimaschutzziel zu halten, sollten nur neue Gaskraftwerke genehmigt werden, die auf Biogas und Wasserstoff umgestellt werden können. Ebenso ist zu prüfen, ob und welche Kohlekraftwerke auf Gasfeuerung umgerüstet werden können.