Fernwärme geht auch klimaneutral

Gebäude warm zu bekommen, wird künftig nicht mehr nur Sache der Eigentümer sein, sondern zunehmend auch der Kommunen, sagt Scientists for Future (S4F). Schließlich würden Wärmenetze künftig „erhebliche Teile der verdichteten Wohnbebauung in Innenstädten mit Wärme versorgen“, so S4F.

Die Forschungsgruppe hat für das Bundesumweltministerium untersucht, welche Wärmequellen in die Fernwärmesysteme einbezogen werden können, die bislang ungenutzt verpuffen. Die in die 196 großen Wärmenetze eingespeiste Energie kommt zu 79 % aus fossilen Brennstoffen, weitere 15 % aus der Müllverbrennung. Bleiben gerade einmal 5 % aus Biomasse und zuletzt 1 (!) % aus Abwärme. So geht viel zu viel bereits erzeugte Wärme ungenutzt verloren, ihr Einsatz wäre aber nicht nur nachhaltig, sondern auch ökonomisch, resümieren S4F.

Sie haben neben der Abwärme aus Industrieprozessen oder Rechenzentren auch Wärme aus tiefer Geothermie und aus Umweltprozessen identifiziert, zudem große solarthermische Anlagen sowie die Verbrennung von Klärschlamm genannt. Der Erdwärme trauen die Wissenschaftler Großes zu: Eine Roadmap aus dem Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass Geothermie rund ein Viertel des gesamtdeutschen Wärmebedarfs decken könnte. Dies zumal, da eine aktuelle Studie ergab, dass die durchschnittliche Dichte des Erdwärmestroms rund 20 % höher liegt als bisher geschätzt. Auch aus der Müllverbrennung, solange wir eben noch an ihr festhalten, wäre mehr zu holen. Allerdings sei der Aufwand, die bestehenden Wärmenetze auf regenerative Wärmequellen umzubauen, „erheblich“, denn „an vielen Stellen wird das Temperaturniveau dieser Quellen durch Wärmepumpen angehoben werden müssen.“

Dass das alles – auch kostengünstig – machbar ist, zeigt Dänemark, wo die Wärmeversorgung zumeist gemeinnützig, genossenschaftlich oder kommunal organisiert ist. Für die Praxis müssten aber auch Förderinstrument besser angepasst werden, bemerkt der BSW. Derzeit bekommen weder große Solarthermieanlagen noch Wärmepumpen ohne vorliegenden Transformationsplan oder Machbarkeitsstudie Betriebskostenbeihilfen aus der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW). Wären z.B. Solarthermieprojekte in Entstehung nicht an diese Voraussetzungen gebunden, dürften sie wohl deutlich schneller fertiggestellt werden.

Die Studien Kommunale Wärmeplanung – Grundlage einer klimaverantwortlichen Stadtplanung und Wärmenetze. Die klimaneutrale Wärmeversorgung für verdichtete Stadtgebiete finden Sie unter https://info-de.scientists4future.org