Der Sonne entgegen

Am 10 März war es so weit: Das BMWK stellte der Branche die erste Version seiner lange erwarteten Photovoltaik-Strategie vor. Sie umreißt in 11 Handlungsfeldern, mit welchen Maßnahmen der Photovoltaik-Zubau bis 2026 auf 22 Gigawatt pro Jahr gesteigert werden soll. Auf den Dächern geht es demnach künftig schneller, weil die Grenze zur Direktvermarktungsflicht angehoben und die gesetzlichen Anforderungen an die Technik von Kleinanlagen abgesenkt werden. Der Mieterstrom und die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung soll entbürokratisiert und deren Eigenverbrauchsvorteile gestärkt werden, und die „Balkon-PV“ soll so einfach werden wie der Anschluss jeglicher Geräte ähnlicher Leistung, nämlich über einen Standard-Schukostecker. Ebenso würde der Aufwand bei der Anmeldung reduziert. Für mehr PV in der Freifläche sieht die Strategie eine Stärkung der Agri-Photovoltaik vor, u.a. durch eine Duldungspflicht, wenn Gelände Dritter bei der Verkabelung berührt wird. Weitere Punkte adressieren die Förderung der Solarforschung, den Ausbau eigener Produktion und die Unterstützung des Handwerks. Zuletzt will das Ministerium als Beschleuniger auch europäische Instrumente integrieren, darunter die EU-Strategie für Solarenergie und das Fit-for-55-Paket. Übrigens: das Wort ‚Solarpflicht‘ sucht man im vorliegenden Entwurf vergebens. Sich hier aus dem Fenster zu lehnen, überlässt Robert Habeck Ländern und Kommunen.  

BSW-Vorstand Carsten Körnig begrüßte besonders die Schneise durch einen „regelrechten Dschungel an Bürokratie“. Er unterstrich, dass das Gesamtziel einen jährlich um 30 Prozent wachsenden PV-Zubau erfordere, und wünschte sich Fortschritte beim Thema Zertifizierung, die ja aufgrund Expertenmangels die Einspeisung aus gewerblichen Dachanlagen bremst. Ende 2022 waren in Deutschland 66,5 GW installiert, der Zubau betrug Zubau von 7,3 GW. Das Ziel für das Jahr 2030, 215 GW, würde linear gerechnet einen Zubau von gut 18 GW/a bedeuten. Daraus leitete Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ab: „Wir werden rund ein Prozent der Landesfläche für Photovoltaik-Freiflächenanlagen brauchen.“

Die finale PV-Strategie soll nach dem bis Ende März geöffneten Konsultationsprozess Anfang Mai auf einem 2. PV-Gipfel vorgestellt werden und dann schnell in die Gesetzgebung. Das Solarpaket I würde schnell umsetzbare unstrittige Inhalte umfassen, das Solarpaket II anschließend derzeit noch klärungsbedürftige Fragen regeln.

Die 40-seitige Photovoltaik-Strategie des BMWK finden Sie unter:
www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/photovoltaik-stategie-2023.pdf