Beitrag: Das Kapital drängt zur Sonne
Vielleicht wiederholt sich Geschichte nicht immer wieder, aber sicher der Kapitalismus seine Fehler – auch der im grünen Gewand. Das Recherche-Kollektiv CORRECTIV zeigt in seinem Artikel „Darum gefährden Solar-Investoren Natur und Landwirtschaft in Brandenburg“ wie der Sektor sich anschickt, alles was dem Windausbau Akzeptanz gekostet hat, bei der PV nachzuahmen.
Solarstrom hat sich zu einem hochattraktiven Anlageobjekt gemausert und so versuchen Entwicklungsgesellschaften im relativ dünn besiedelten Nordosten Deutschlands immer größere Flächen, zumeist bislang Agrargrund, für ihre Solarkraftwerke zu sichern und geschlossen zu bebauen: je größer, desto besser. „Unter 50 Hektar“, so wird der Inhaber eines Planungsbüros zitiert, „lohnt es sich für uns gar nicht.“ Der Markt brennt, begrenzt nur durch die Flächenverfügbarkeit. Und so bieten Solarfirmen 2.000 bis 3.000 EUR Pacht je Hektar – Landwirte zahlen durchschnittlich 200 EUR. Man ist sich des Phänomens im Grunde bewusst, doch da Anträge oder laufende Planungsverfahren für neue Freiflächenanlagen über die einzelne Kommune hinaus nicht zentral erfasst werden, fehlte der Blick auf die Gesamtdimensionen. Konkrete Zahlen liefert erstmals die Datenrecherche von CORRECTIV: In Brandenburg beläuft sich die Zahl der Anfragen seit 2019 auf mindestens 366 Projekte mit einer Gesamtfläche von über 9.600 ha. Bei 55 Projekten mit mehr als 2.800 ha laufen Aufstellungsverfahren, teils sind sie bereits beschlossen. Abgelehnt wurden 49 Projekte mit etwa 930 ha. Allein auf die Prignitz entfielen 40 Anfragen mit fast 1.500 ha, der Landkreis Spree-Neiße registrierte 14 besonders große Anfragen mit insgesamt 1.300 Hektar. Die Autor/innen kritisieren angesichts des wachsenden Widerstands in der Bevölkerung besonders die völlige Planlosigkeit auf der übergeordneten Ebene. Doch ein Plan – das wäre das Gegenteil des freien Marktes.