Beitrag: 14,8 Prozent der deutschen Wähler/innen haben sich für die einzige Partei mit klaren Klimaschutzmaßnahmen entschieden.

„Dies ist eine Klimawahl“, war in den Wochen vor dem 26. September wörtlich oder sinngemäß aus allen politischen Lagern – Ausnahme: eben das immer selbe – zu hören. Wirklich? Nicht einmal 15 % konnten sich dann auch dazu durchringen, der einzigen Partei mit konkreten Klimaschutzforderungen und hierfür angekündigten Maßnahmen ihre Stimme zu geben. Vielleicht entsprang der überwältigende Konsens im Vorfeld ja nur dem bekannten Verhalten, die „sozial erwünschte Antwort“ zu liefern.

Will sagen, die Wählerschaft hat verstanden: ‚Man sollte behaupten, Klimaschutz sei einem wichtig‘, und die politische Ebene hat verstanden: ‚Wir sollten behaupten, Klimaschutz sei uns wichtig‘. Hätte man den Vertreter/innen der Politik eventuell einige Befragungen aus den letzten Monaten zustecken sollen? Die nämlich zeichneten ein recht anderes Bild der öffentlichen Stimmung. Da wäre die Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) vom Anfang des Jahres. Sie fand, dass nur 15 Prozent der befragten Deutschen bereit sind, ihre Lebensweise für das Klima deutlich zu ändern.

Man bemerke: zufällig gerade so viele wie Grünen-Wähler … und übrigens 4 Prozentpunkte weniger als im EU-Durchschnitt. Noch etwas klarer wurde im August dann das Meinungsforschungsunternehmen Civey: 58 Prozent der 5.000 Befragten gaben an, sie werden bei ihrer Wahlentscheidung die Klimaschutzinteressen der jungen Generation nicht berücksichtigen. Wie sollte das Problem also, wenn überhaupt, angegangen werden? Auch hier konnten die Umfragen Licht ins Dunkel der deutschen Denke bringen. Beispiel: Um das Klima müssten sich die Brasilianer kümmern und einfach mal ihren Regenwald in Ruhe lassen. Prinzipiell ja richtig, heißt in diesem Zusammenhang aber doch nur: „Irgendwie sollte irgendjemand irgendwo das mit dem Klima mal hinbiegen – und uns bitte nicht weiter behelligen.“

Zur Verdeutlichung: Als langsam durchsickerte, was der progressiv steigende CO2-Preis real bedeutet, füllte ­BILD am 4. September eine halbe Titelseite mit 4 Worten: „Angst um unser Auto!“ Und mit diesem Wahlvolk soll es jetzt die Grüne Partei richten, deren Parteispitze der eigenen Basis beschied, der wahre CO2-Preis sei der Bevölkerung nicht kommunizierbar, und zwar richten in einer Regierung mit einer FDP, die in der schwarz-gelben Koalition von 2009 konsequent gegen das Erneuerbare-Energie-Gesetz agitiert hat, und einer SPD, die seit Jahrzenten tränenblind zu ihrem Top-Hit „Glück auf, der Steiger kommt“ schunkelt. Könnte sein, dass wir doch selbst mal ran müssen.

Die Klimaumfrage der EIB:

www.eib.org/de/press/all/2021-089-europeans-say-changes-in-behaviour-most-effective-measure-to-fight-climate-change-americans-and-chinese-slightly-more-confident-in-technological-innovation